Snow Farming & Gletschervlies
Eine winterliche Pistenpräparierung trägt dazu bei, dass unsere Gletscher weniger rasch abschmelzen. Das passiert dadurch, dass wir den Schnee glatt walzen und somit festdrücken, wodurch er weniger Oberflächenstruktur besitzt und durch die Kompaktheit heller wird – diese hellen Flächen werfen die Sonneneinstrahlung zurück. Die Helligkeit und Kompaktheit des gepressten Schnees verlangsamt also infolge die Abschmelzung der Gletscherfläche. Durch Windzäune sowie künstlich aufgeworfene Schneemauern und Gräben gelingt es uns, den Schnee zusätzlich aufzufangen und danach auf den zu Pisten verteilen – für diese Technik hat sich der Begriff „snow farming“ eingebürgert. Die Vorgehensweise hat zwei wesentliche Vorteile: Depots aus Kunst- und Naturschnee schützen im Sommer die zurückweichenden Gletscherzungen und ermöglichen im Herbst einen frühen Saisonstart.
In den letzten Jahren hat sich das Bilden von Schneedepots am Pitztaler Gletscher etabliert, die mit einem Gletschervlies über die kurzen Sommermonate abgedeckt werden. Das hat den Vorteil, dass der Schnee über den Sommer hinweg konserviert wird und wir einen Saisonstart Ende September garantieren können. Denn eine Beschneiung im Sommer ist nicht möglich und auch nicht erlaubt. Bei richtiger Umsetzung und einem guten Standort können so bis zu 80% des Schnees den Sommer überdauern. In unserem Winterskigebiet am Rifflsee wenden wir diese Praxis nicht an, da uns aufgrund der niedrigeren Höhe, der wärmeren Temperaturen sowie einem wesentlich späteren Saisonstart im Dezember die Schneevolumenverluste in Relation zu hoch erscheinen und uns das Konservieren von Schnee auf Sommerwiesen im Gegensatz zu „snow farming“ auf Gletscherflächen widernatürlich erscheint.
Pilotstudien haben eine ökologische Bedenklichkeit durch die Verwendung von Geotextilien aus Polypropylen auf Gletscheroberflächen durch Emissionsquellen für Plastikfasern aufgezeigt. 2020 hat es dazu im österreichischen Nationalrat einen Entschließungsantrag betreffend dem Thema Mikroplastik gegeben. Die Bundesregierung hat deshalb ersucht, einen Aktionsplan gegen Mikroplastik auszuarbeiten, der in einem Teilaspekt die Reduktion der Austragung von Mikroplastik aus Gletschervlies und Abdeckungen von Schneedepots und die Entwicklung von alternativen Abdeckungen umfasst.
Auch wir als Pitztaler Gletscherbahn möchten nicht, dass Mikroplastik in unserem sensiblen Naturraum landet, denn Gletscher sind keine tote Eismasse, sondern aktive Ökosysteme.
Allein können wir das Problem nicht lösen, weshalb wir gemeinsam mit der Fachgruppe der österreichischen Seilbahnen, der Universität Innsbruck und anderen Gletscher- und Winterskigebieten versuchen, eine ökologisch verträgliche Alternative zu entwickeln. Nur gemeinsam kann eine Lösung angestrebt sowie Material weiterentwickelt werden. Die Abdeckung mit Geotextilien ist derzeit alternativlos, wenngleich natürlich an neuen Alternativen wissenschaftlich geforscht wird.