Skirennläuferin Bernadette Lorenz im Interview
Anna Lesezeit 7 Minuten Sonntag, 09.02.2020

Berni und die zwei Brettln, die die Welt bedeuten

Im Dezember 2018 gab die heute 22-jährige alpine Skirennläuferin Bernadette Lorenz aus Oberperfuss ihr Weltcupdebüt. Im November ging sie an den Start des Weltcupslaloms in Levi. Ich durfte die Sportlerin nach ihrer beendeten Wintersaison treffen. Was ich im Gespräch mit Berni – so wird die junge Ausnahmeathletin liebevoll genannt – alles erfuhr, gibt’s hier zum Nachlesen!

Aber zurück zum Anfang! Wie bist du zum Skifahren gekommen?

Ich bin da schlichtweg hineingewachsen. Meine ganze Familie, war schon immer schibegeistert und mit einigen Cousinen im gleichen Alter und meinem Papa als Schiclubtrainer, bin ich quasi damit großgeworden.

Seit wann stehst du auf den Skiern? Wer hat dich motiviert – gibt es ein Vorbild?

Seit ich drei Jahre alt bin. Es gab bei mir von klein auf niemand bestimmten, bei dem ich gesagt habe ich möchte genau sein oder das Schaffen wie die, oder der. Wenn ich jetzt einen Namen im Skiweltcup nennen müsste, würde ich mich für Tina Weirather entscheiden. Ihre Persönlichkeit und Ausstrahlung sind einzigartig.

Ist es eher eine Leidenschaft oder manchmal schon ein Zwang gut fahren zu wollen?

Nein, Zwang nie – ohne Leidenschaft und Freude bei einer Sache kannst du auch keine Höchstleistungen und genügend Motivation aufbringen. Natürlich gibt es Tage, wo es von selber läuft und schwierigere, aber so ist das Leben auf allen Seiten.

Unfälle gehören leider zum Spitzensport dazu. Deine letzte Auszeit war auch einer Verletzung geschuldet. Wie hast du diese Zeit empfunden und woher hast du die Kraft zum Weitermachen genommen? Bist ja ein Strahlemännchen von Kopf bis Fuß.

Zum Glück habe ich von Beginn an Schifahren gemacht, weil es mir Spaß macht. Dann sind auch noch viele kleine Erfolge im Laufe meiner Jugend dazugekommen, welche mir gezeigt haben, dass ich es weiter schaffen kann. Trotz der kleinen Rückschläge konnte ich in den meisten Saisonen einen Schritt nach vorne machen. Mit solchen Dingen wächst dann das Selbstvertrauen, man muss es nur sehen und in erster Linie selber an einen glauben. Außerdem lerne ich meinen Beruf immer mehr zu schätzen. Wie viele können schon sagen, er verdient Geld damit, seinen Traum zu leben? Auch an harten Tagen, wenn dein Körper mal so gar nicht funktioniert, überwiegen diese Gedanken im Hinterkopf.

Deine Karriere startete 2018. Kannst du dich daran noch erinnern?

Als ÖSV B-Kader-Athletin konnte ich mich dank erfolgreichen Trainingseinheiten für den Slalom in Levi qualifizieren. Dass ich in der Lage bin, Weltcuprennen zu bestreiten, stellte ich bereits vor zwei Jahren unter Beweis. Mein Debüt gab ich Ende Dezember 2018 am Semmering. Ich bin damals lässig und befreit Ski gefahren. Leider bin ich am Innenski ausgerutscht, aber ich bin weitergefahren und es hat sich gut angefühlt. Da wusste ich: Das ist es, was ich machen möchte. Ja, das war ein besonderer Tag meiner noch jungen Karriere.

Setzt du dir konkrete Ziel wie Weltcuppunkte sammeln?

Ein konkretes Ziel oder Ergebnis setze ich mir vorab nicht. Mir ist wichtiger, dass ich mich skitechnisch weiterentwickle. Der Speed, das Vertrauen und die Rennerfahrung kommen dann von selbst. Mein Ziel ist es, Weltcuppunkte zu sammeln und mich unter den Top 30 zu etablieren. In meiner zweiten Disziplin, dem Riesentorlauf, möchte ich an mein Niveau im Slalom anknüpfen. Hier liege ich von den Punkten her etwas weiter hinten, aber ich arbeite daran, auch im Riesentorlauf schneller und ergebnismäßig besser zu werden.

Wie hat sich die Saison für dich seit Levi entwickelt? Erzähl uns ein bisschen davon!

Unterm Strich bin ich sehr zufrieden. Ich habe sehr viel gelernt und mich in vielen Bereichen weiterentwickelt, egal ob menschlich, materialmäßig und auch schitechnisch. Ich bin ein Fan davon langfristig zu denken und zu arbeiten. Es ist noch kein Weltmeister vom Himmel gefallen und auch die Vorgeschichte darf man nicht ganz vergessen. Ich war sehr oft knapp dran, mich für den zweiten Durchgang zu qualifizieren im Weltcup, oder ein Top 5 Ergebnis im Europacup zu erreichen. Es sind im Endeffekt oft Kleinigkeiten die noch fehlen, damit alles zusammenpasst. Genau deshalb bin ich mir sicher den letzten Schritt für einen Durchbruch in naher Zukunft schaffen zu können.

Das Training und du. Gibt es neben dem strikten Training auch mal Skitage, wo du einfach nur fährst und alles vergisst?

Ja, die gibts es auf jeden Fall. Wie anfangs der Saison, wo wir einen reinen Familienskitag am Pitztaler Gletscher machten oder jetzt am Saisonende einen unglaublich genialen Powder Tag am Arlberg zu erleben. Leider sind es nicht viele Tage, aber die paar wenigen kann ich umso mehr genießen.

Wie sieht dein Training allgemein aus? Harte Arbeit oder darf es auch ein wenig Spaß sein?

Ich würde sagen eine gesunde Mischung aus beidem bringt den Erfolg. Wir können sehr viel Lachen im Training mit der Mannschaft, wissen aber auch wenn vollste Konzentration notwendig ist.

Ich habe gehört, man trifft dich auch gern bei uns am Pitztaler Gletscher an?

Von klein auf bin ich schon mit dem Skiclub oder für Familienskitage ins Pitztal gekommen. Auch für die Weltcupvorbereitung habe ich bereits im Vorfeld die guten Bedingungen am Pitztaler Gletscher genutzt. Ich bin auch in der glücklichen Lage, dass der Pitztaler Gletscher mich seit 2017 unterstützt. Die Förderung von Nachwuchssportlern aus der Region und aufstrebenden Talenten im Skisport ist der Gletscherbahn ein großes Anliegen. Das habe ich auch in schwierigen Phasen in meiner Karriere gemerkt. Selbst wo man wusste, ich falle einer Verletzung geschuldet lange aus, haben sie mich nie hängen lassen. Es geht hier nicht nur um die finanzielle Unterstützung. Das DACH TIROLS bietet vielfältige Hänge und Pisten zum Trainieren. Die Voraussetzungen zum Trainieren sind einfach ideal. Im Herbst absolviere ich im Schnitt acht bis zehn Fahrten pro Trainingseinheit.

Die Skisaison ist vorbei. Dein Tipp für das Training im Sommer. Hast du Tipps für uns, wie wir uns in den Sommermonaten in der Bergwelt gut vorbereiten können auf die ersten Schwünge im September am Gletscher?

Ich denke jegliche Art von Bewegung an der frischen Luft in unseren herrlichen Berglandschaften, hilft dem Körper gesund und fit zu bleiben. Oft macht es die Vielfalt an Bewegungsreizen aus, die den Körper auf eine komplexe Sportart, wie Schifahren, bestens vorbereiten. Ob Tennis, Laufen, Wandern oder Radfahren, jegliche sportliche Aktivität hat ihren Nutzen. Vielleicht kann man sich auch einmal für Kräftigungsübungen oder ein kleines Workout, eventuell mit Freunden oder über ein Video motivieren. Speziell um Verletzungen vorzubeugen, hilft ein Krafttraining immer. Es sollte natürlich an sein persönliches Level angepasst sein.

Was ist dein Kraftplatz beziehungsweise gibt es so etwas bei dir?

Ja, es gibt einige Kraftplätze. Im Sommer ist es eindeutig meine Dachterrasse, wo ich gerne entspanne. Ich bin unheimlich gerne am See oder am Meer, Wasser allgemein hat etwas Besonderes für mich. Am liebsten bin ich in meiner zweiten Heimat, in Zell am See oder in der Saalfeldner Gegend, wo ich 5 Jahre im Schigymnasium verbracht habe und sich mein Lebensweg endgültig in Richtung Skisport entwickelt hat. Sollte im Winter genügend Zeit sein, stapfe ich gerne zu Fuß auf unseren Hausberg Rangger Köpfl, weil ich die Aussicht dort oben auf das gesamte Inntal einfach liebe.

Was sind deine Ziele für die kommende Saison 2021/22: persönlich und im Skibereich?

Ich möchte auf jeden Fall im Slalom in die Top 30 im Weltcup fahren, im Riesenslalom Europacuppunkte sammeln und damit weiter nach oben arbeiten. Dafür möchte ich über technische Feinheiten und die gewisse Konstanz im Training eine Basis schaffen, um mein Limit mehr ausloten zu können und so risikobereiter zu werden.

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